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Junge Obstbäume auf der Streuobstwiese der Familie Rach © Alexander Rach
Im Jahr 2016 kaufte Familie Rach einen Resthof mit arrondiertem Ackerland. Nach der Umwandlung der Fläche in Dauergrünland wurden in Eigeninitiative in den Jahren 2018 und 2019 insgesamt vierzig hochstämmige Obstbäume auf einer Fläche von 5500 qm gepflanzt. Dabei wurde Wert auf eine große Sortenvielfalt gelegt. So sind Äpfel, Birnen, Kirschen, Zwetschen, Mirabellen, Walnüsse und Quitten vorhanden. Bei der Auswahl der Sorten wurde sich an alten und heimischen Sorten orientiert, die den örtlichen Gegebenheiten gut angepasst sind.
Alle Hochstämme sind Bioland-zertifiziert und bei der Auswahl wurde zusätzlich auf eine große Bandbreite der Nutzungsmöglichkeiten und Lagerdauer geachtet, um möglichst das gesamte Jahr über frisches Obst zur Verfügung zu haben.
Da der erste Ertrag noch einige Zeit dauern wird, wurde nach der Pflanzung der Schwerpunkt auf die Förderung der Biodiversität auf der gesamten Hofstelle gelegt. Dazu sind diverse Hecken aus Sauerdorn, Weißdorn und Hainbuche sowie über hundert Meter Benjes-Hecke angelegt worden. Außerdem wurde eine Trockensteinmauer errichtet. Ergänzend dazu wurden heimische Gehölze wie Haselnüsse, Weiden, Felsenbirnen, Kornelkirschen, Schlehen oder Wildpflaumen gepflanzt.
In den mittlerweile circa zwanzig Nisthilfen, die jährlich nahezu alle belegt sind, nisten Blau- und Kohlmeisen, Stare, Gartenrotschwänze, Rauchschwalben und Zaunkönige. Besonders freudig zur Kenntnis genommen wird ein mindestens dreißig Tiere umfassender Schwarm Sperlinge, die dauerhaft auf der Hofstelle ansässig sind, sowie ein ebenso großer Schwarm Stieglitze, die den Hof gerne im Frühling und Herbst aufsuchen.
Auch die braune Langohrfledermaus sowie ein Turmfalkenpaar sind auf der Wiese zu finde. Als Tagesgäste konnten bereits der Waldkauz und die Schleiereule beobachtet werden.
Die Streuobstwiese wird extensiv bewirtschaftet, bislang überwiegend mit der Gewinnung von Heu. Ab Ende diesen Jahres wird die Streuobstwiese um eine Herde gehörnter Gotlandschafe ergänzt, die zusätzlich die Wiesenpflege und -düngung auf natürlichem Weg übernehmen dürfen.
Weiterhin bewohnen seit diesem Jahr zwei Bienenvölker den Wiesenbereich, um die Bestäubung der Obstbäume zu fördern. Es sollen den Wildbienen und -hummeln allerdings so viele Nahrungs-, Rückzugs- und Nistmöglichkeiten wie möglich geschaffen werden, um keine Nahrungskonkurrenz entstehend zu lassen.
Mit Einsetzen der ersten Erträge steht die Verarbeitung der Früchte im Vordergrund – in erster Linie als Obstsaft oder im Rahmen der Direktvermarktung als Frischobst. Hier stellt die Form der solidarischen Landwirtschaft eine interessante Form dar, die weiterverfolgt werden soll, um einen möglichst großen Kreis Streuobst-interessierter Personen aufzubauen. Andere Ideen wie Streuobstwiesenpädagogik und alternative Verarbeitungsmethoden stoßen auf großes Interesse bei den Bewirtschaftern und können gerne an diese herangetragen werden.
Mit der Auszeichnung möchte Familie Rach zeigen, dass jeder (Baum) einmal klein angefangen hat und es sich lohnt, Streuobstwiesen sowohl zu erhalten als auch neu anzulegen.